Einsatzbericht Anne-Katrin in Fatou Gayes Klinik in Kunkujang Keitaya

Reisebericht Anne-Katrin Klotzsch, Februar 2023 (gekürzt)

Den Besuch im Projekt von GBG e.V. „Sheikh Tihami Ibrahim Nyass Foundation – Klinik und Darra“ hatte ich mit Fatou vorab besprochen. Sie wünschte sich von mir für ihre Klinikmitarbeiter zwei Unterrichtseinheiten. Des Weiteren gab es einige Themen von Seiten des Vereins zu erledigen. Mir war es wichtig, am Tag unseres Besuches das Frühstück für alle Klinikmitarbeiter zu stellen.

Am Tag des Einsatzes empfing uns Fatou, wie gewöhnlich herzlich, fröhlich und äußerst motiviert. Ich persönlich war sehr glücklich, sie in so einem gesunden Zustand wieder zu sehen, denn zu meiner Abreise vor 2 Jahren litt sie unter einer schweren Malaria-Infektion. Zunächst führte sie uns durch das Gelände vom Darra. Mein erster Eindruck: sehr laut, überall nur Kinder, ich sah kaum etwas vom Gelände. Mein zweiter Eindruck: zwar laut, viele Kinder, aber die alle ein gepflegtes Erscheinungsbild hatten, saubere Klamotten trugen, fröhlich vor sich herrannten und alle gemeinsam spielten. Aus den anfangs 60 Mädchen sind nun mittlerweile 80 Mädchen und 80 Jungs bei gleicher räumlicher und personeller Kapazität geworden. Die Lebens-und Wohnsituation bei dieser Kinderanzahl ist natürlich nicht einmal ansatzweise bedürfnisgerecht und umsetzbar, wie anfangs gedacht und geplant. Jedoch denke ich, dass es ihnen so immer noch besser geht als in ihren Familien zuhause. In den Händen von Fatou und ihren Nannies haben sie immerhin eine gute Versorgung, eine ordentliche Behausung, Bildungschancen sowie die Klinik nebenan. Die rasante Zunahme der zu begleitenden Kinder stellt die aktuelle Lebenssituation und den realen Alltag im Land dar. Die Folgen der Coronapandemie, die Inflation und alle anderen nationalen sowie individuellen Krisen erschweren den Familien die adäquate Versorgung ihrer Kinder immens.

Mich rührte es, dass sich einige Kinder noch an mich erinnerten und nach mir riefen. Ein gemeinsames Foto mit ihnen und den Nannies soll helfen, ein Fundraising zu starten, um die Jahresgehälter von mindestens 2 – 4 Nannies zu sichern. Bei dieser Vielzahl von Kindern bedarf es zwingend einer besseren Betreuung durch mehr Nannies!

Im Darra hatte sich einiges getan. Zwar haben die Kinder viel weniger Platz für sich und keine Privatsphäre, doch Fatou versucht mit Unterstützung durch zusätzliche Kooperationspartner aus Belgien und Spanien, das Darra zu erweitern und an die derzeitige Situation anzupassen. Waschmaschinen und Solaranlage wurden gerade erst erfolgreich dank ihnen installiert. Auch ein großer Fernseher (gesponsert durch extern) schmückt den Raum der Koranschule und ermöglicht den Kindern an gewissen Tagen, bei Zeichentrickfilmen zu entspannen. Die Küche befindet sich derzeit in Umbauarbeiten. Die Kapazität der eigenen Klärgrube ist für die derzeitig hohe Auslastung etwas unterdimensioniert und muss daher öfter als geplant geleert werden.

Anschließend erfolgte ein ausführlicher Rundgang durch die Klinik. Positiv fiel mir auf, dass es insgesamt ordentlich und sauber wirkte. Der ursprüngliche Stationstrakt strahlte in einem neu gestrichenen Weiß, über jedem Bett hing ein Moskitonetz und die Deckenplatten waren alle wieder intakt. Der neue Stationstrakt mit den mechanischen Klinikbetten ist ebenso in Benutzung. Der zukünftige OP-Raum ist als separater Raum mit Waschraum und Schleuse zu erkennen, wird jedoch derzeit als Privatzimmer für bestimmte Patient*innen oder als Unterbringungsmöglichkeit für Volunteers genutzt. Im Kreißsaal entdeckte ich das CTG-Gerät, welches meine frühere Klinik gesponsert hatte. Dies sei in Benutzung. Auch die Bezüge der Kreißsaal-Liegen haben wieder einen unversehrten Zustand, was nicht nur optisch, sondern auch vom hygienischen Aspekt relevant ist.

Am Tag unseres Besuches waren kaum Patient*innen zu sehen. Die Station schien bis auf 3 Personen komplett leer zu sein. Fatou berichtete, dass dies die aktuelle Situation sei. Es haben kaum noch Menschen Geld, sich in einer Privatklinik medizinisch behandeln zu lassen. Demnach werden derzeit nur wenige Einnahmen erwirtschaftet. Das aufmerksame Sichten der einzelnen Klinikräume sowie der Inhalt des großen Containers bestärkte unseren persönlichen Eindruck, dass die Klinik derzeit eigentlich mit Materialien und medizinischer Ausstattung (Inkubatoren, Ultraschallgerät etc.) gut bestückt ist, jedoch bei Einrichtung, Installierung, Umsetzung und Benutzung all dieser Gerätschaften weitere Unterstützung von extern notwendig wäre. Fatou und ihr Sohn, angehender Arzt im Medizinstudium, können nicht alleine alle Aufgaben bei laufendem Klinikbetrieb sowie einem überfüllten Darra bewältigen. Dr. Jagne ist aus beruflichen Gründen in Ghana, sodass die Verantwortung aktuell auf nur wenigen Schultern lastet. Ein neuer Arzt zur medizinischen Unterstützung ist in Planung.

Die Anzahl Klinikmitarbeiter war an diesem Tag erfreulich hoch. Mir selbst waren aber dabei nur wenige bekannt, denn zahlreiche junge Krankenschwester-Auszubildende waren an diesem Tag im Dienst. Nach dem Frühstück (ein üppig gefülltes Tapalapa mit Steak, Pommes und Salat) versammelten wir uns auf der Station zum Unterricht. 13 Teilnehmende verfolgten gespannt meinen Vorträgen. Auch wenn ich, wie immer, das Niveau anfangs zu hoch ansetzte, konnte ich mich im Laufe gut auf sie einstellen. Wir besprachen das WHO-Partograph, die Dokumentationsshilfe während der Geburt. Im abschließenden Übungsbeispiel erarbeiten wir gemeinsam ein Partograph. Sie konnten das Wissen gut umsetzen, stellten viele und gut überlegte Fragen, zeigten durchgehend großes Interesse und Motivation. Über das Teilnahmezertifikat freuten sie sich sehr. Die Zeit verflog viel zu schnell, sodass ich leider nicht das 2. Thema über Schwangerenvorsorge vorstellen konnte. Doch dank Sozialen Medien wurde ich umgehend in die Whats-App Gruppe der Nurses aufgenommen und wir möchten weiterhin im fachlichen Austausch bleiben. Es war wirklich ein sehr schönes, professionelles, achtsames und wertschätzendes Miteinander.

Unser Fahrer wartete bereits schon auf uns. Fatou war geschafft von diesem eindrucksvollen Tag. Wir auch. Es fühlte sich irgendwie falsch an, einfach wieder in unser Senegambia-Hotel zu fahren, denn ich hätte eigentlich noch so viel machen wollen. Bedarf und die Notwendigkeit weiterer Unterstützung waren deutlich spürbar und überall erkennbar.

Ausblickend wäre es schön, zukünftig weitere Freiwillige aus dem medizinischen Bereich vor Ort zu wissen und dass eine gewisse Regelmäßigkeit und Kontinuität zu erkennen wäre. Nicht nur als Arbeitskraft an sich, sondern einfach auch Bildungsangebote zu ermöglichen, angepasst an die eigenen Klinikbedürfnisse und Ressourcen, an die man gemeinsam anknüpfen könnte.

Auch für mich ist es ganz sicher nicht das letzte Mal gewesen!


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