Beim Lebensmittel-Scamming geht es ungefähr so weiter: Es handelt sich anfangs um eine recht geringe Summe, die ich schon mal verschmerzen könnte. Zumal ich nichts von den Preisen „dort“ weiß. Aber in den Nachrichten höre ich permanent, wie hungrig die Menschen „dort“ generell sind. Die vorgeschlagene Summe klingt plausibel. Ich überweise…
In Gambia kostet ein 50-Kilo-Reissack zwischen 25 und 30 €. Die meisten Menschen leben in Großfamilien, die stark zusammenhalten und füreinander sorgen. Um ein Beispiel zu geben: In einer 10-15-Personen-Großfamilie, bestehend aus 3 – 4 Generationen, gibt es in der Regel zwei, drei Personen, die Geld zum Lebensunterhalt aller beisteuern und mehrere andere, die durch Tauschgeschäfte und/oder Eigenanbau von Nahrungsmitteln beitragen. Geld kommt – in wenigen, aber für uns nervigen Ausnahmefällen – auch von Geldsammlern (Scammern), die manchmal mehr „Spenden“ sammeln, als ein anderes Familienmitglied in harter Tagesarbeit je erwirtschaften könnte. Mit einem Sack Reis als Grundnahrungsmittel kommen sie alle ca. 1 Monat aus. Ein einziger Scamming-Erfolg über 25 oder 50 € im Monat entlastet so gesehen sehr. Not macht eben erfinderisch. Er verleitet andererseits, die dunkle Seite der Familienfinanzen auszubauen, bis es für den immer stärkeren Druck auf die Geldgebenden wirklich keine Rechtfertigung mehr gibt.
Was kann man tun, wenn man einerseits die Not versteht, andererseits aber keine Milchkuh sein möchte? – Gestatten Sie sich selbst erst einmal den leisen Zweifel. Halten Sie kurz inne – wer noch Geld und Zeit hat, um mit Emails, Sprachnachrichten oder SMS Druck aufzubauen, bei dem ist die Notlage überschaubar. Recherchieren Sie ein wenig: den Namen, die Telefonnummer, Hintergrundinfos zum Land. Recherchieren Sie auch zu den vorgeschlagenen Zahlungsmethoden, am besten in Verbindung mit dem Stichwort „Betrug“. Fragen Sie eine Vertrauensperson, was die davon hält. Bitten Sie uns um unsere „Checkliste Hilfegesuche bewerten“. Sie sind nicht verrückt, nicht dumm und nicht allein.