Low Profile Scamming

Wenn man sich nett am Strand unterhält oder auf Instagram oder Facebook über dies & jenes schreibt; wenn man die ärmlichen Lebensverhältnisse Gambias sieht und dann eine zurückhaltende Bitte nach etwas Schulgeld kommt – ist das schon Scamming? Eine schwierige Frage. Wenn sich zwischen viele angenehme Chats immer mal der Wunsch nach einem Fahrrad für den Schulweg oder einen Laptop oder ein Lebensmittelpaket mischt – ist das schon Scamming? Schwierig zu entscheiden. Gerade Fahrrad und Laptop machen schon einen großen Unterschied. Wenn das dann noch quasi persönlich und unbürokratisch übergeben werden kann, ohne ineffiziente Verwaltungsapparate dazwischen, dann ist doch eigentlich allen geholfen. Oder?? Nur das Bauchgefühl kann entscheiden, ob es sich um Scamming á la „Kleinvieh macht auch Mist“ handelt oder wirklich einfach nur um eine freundschaftliche Bitte. Die Scammer haben nämlich dazu gelernt und kommen neuerdings vermehrt mit low-profile-Scamming um die Ecke, um lange unerkannt zu bleiben. Auch nutzen sie nicht mehr nur Western Union, sondern auch andere Bezahl Apps. Schwerpunktmäßig kommen Scamming-Fälle jedoch immer noch aus der Region Brikama und Farato.

Der Fall entscheidet sich spätestens dann, wenn aus heiterem Himmel eine dringliche Bitte um sehr viel mehr Geld als bisher hereinschneit. Plötzlich gibt es Notfälle, wie kranke Großmütter oder gekündigte Wohnungen, und nur eine schnelle Überweisung großer Summen könne das Schlimmste verhindern. Wem stockt da nicht das Herz, zumal man sich freundschaftlich verbunden wähnt. Doch hier ist nun wirklich Vorsicht geboten und eine klare, deutliche Grenze zu ziehen. Denn das Gesamtvorgehen entspricht dann doch leider sehr dem üblichen Scamming-Muster, nämlich zuerst Vertrauen wecken/ Misstrauen ausräumen, dann unerwartet, gezielt und anhaltend moralischen Druck aufbauen, bis große Summen fließen. – Zur Beruhigung sei auch hier gesagt: Internet und Telefon sind in Gambia sehr teuer. Solange jemand Geld hat, dieses oft und regelmäßig zu nutzen, solange ist auch Geld da, die kranken Familienangehörigen zu versorgen oder gegebenenfalls ausstehende Miete zu begleichen.


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